Blockierende Gewohnheiten durch neue ersetzen
Morgens beim Spaziergang mit Hund ist die Zeit der besten Gedanken. Der Hund tut mir dabei wirklich leid, denn häufig spreche ich meine Überlegungen laut aus. Zum Glück beobachtet mich niemand, denn das wäre ein sehr lustiges Bild: Aufmerksamer Hund mit dozierendem Frauchen an der Leine. Er kann mir nur kein Feedback geben, was wirklich sehr schade ist.
Heute Morgen dachte darüber nach, wie schwer es uns fällt, Feedback offen und ohne Rechtfertigung und Magengrummeln anzunehmen. Warum machen wir uns oft das Leben so schwer und bewerten Feedback als Angriff auf unsere Kompetenz? Sind wir so auf „likes“ gepoolt, dass Kritik einer Katastrophe gleichkommt?
Persönliche Weiterentwicklung fordert neue Routinen
Wenn wir uns persönlich weiterentwickeln wollen, müssen wir immer wieder etwas anders machen und uns von alten Gewohnheiten trennen.
Das wusste bereits der österreichische Psychotherapeut Paul Watzlawick: „Wenn du immer wieder das tust, was du immer schon getan hast, dann wirst du immer wieder das bekommen, was du immer schon bekommen hast. Wenn du etwas anderes haben willst, musst du etwas anderes tun! Und wenn das, was du tust, dich nicht weiterbringt, dann tu etwas völlig anderes – statt mehr vom gleichen Falschen!“
In meinen Seminaren ermuntere ich die Teilnehmenden immer wieder, sich durch wertschätzendes Feedback voranzubringen. Natürlich sind wir betroffen, wenn Punkte angesprochen werden, die uns bewusst sind und vielleicht auch schon länger nach Veränderung schreien.
Veränderungen sind schwierig
Wir müssen dabei einen wunderbar eingelatschten Weg verlassen, um etwas Neues auszuprobieren. Wir müssen uns bewegen und lieb gewonnene Gewohnheiten verabschieden. Und die Garantie, dass dieses Neue zu etwas Besserem führt, gibt uns keiner.
Wir werden gesteuert durch unsere Gewohnheiten: 43% unserer Verhaltensweisen laufen automatisch ab, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Super! Ja, nur leider lässt sich dieser Automatismus nicht so leicht aushebeln. Denn dieser hat ja auch seine Berechtigung. Bei ca. 20.000 Entscheidungen, die wir täglich treffen müssen, ist es hilfreich, wenn unser Gehirn ohne viel Nachdenken agieren kann. Müsste es über jede Aktion reflektieren, dauerte dies zu lange und kostete zu viel Energie. Im Laufe unseres Lebens haben wir gute und schlechte Gewohnheiten im Gehirn verankert. Wir sollten uns immer wieder fragen, welche der Verhaltens- und Denkgewohnheiten sind gewinnbringend und führen uns zu unseren Zielen und welche bremsen uns aus.
Ziehen Sie einmal Bilanz
Betrachten Sie ihr Leben als Haus mit tragenden Säulen: Gesundheit und Fitness, Beruf und Karriere, Finanzen und Vermögen, Liebe und Partnerschaft, Familie und Freunde, Sinn und Kultur. Je standfester die einzelnen Säulen sind, desto besser trägt das Dach, das Lebensglück, die Lebensbalance.
Möchten Sie außergewöhnliche neue Ziele erreichen, dann müssen Sie sich von einigen hinderlichen Gewohnheiten trennen: Wer durchtrainiert und fit sein möchte, muss sich von übermäßigem Alkoholkonsum und Junkfood verabschieden. Wer eine wertschätzende Beziehung führen möchte, muss neue Regeln des Miteinander einführen und dem aktiven Zuhören mehr Gewicht einräumen.
Ziele müssen konkret sein
Wenn Sie etwas wirklich anders machen wollen, dann definieren Sie Ihre neuen Ziele so konkret wie möglich. Machen Sie sich klar, welche Hindernisse bisher auf dem Weg zu diesen Zielen lagen und räumen diese aus dem Weg.
Wenn Sie eine neure Gewohnheit ausbilden möchten, dann sind der Startschuss, die Startumgebung und die Belohnung wichtig. Sicherlich ist es viel schöner, mit dem Joggen anzufangen, wenn die Ausrüstung neu ist und Sie sich darin wohlfühlen. Und nach dem Joggen belohnen Sie sich mit einem tollen Getränk.
Es muss wohlig kribbeln, wenn wir etwas Neues ausprobieren. Das Glückshormon muss uns fluten. Dann hat unsere neue Gewohnheit eine Chance auf Dauerhaftigkeit. Veränderungen sind möglich und am besten funktioniert dies, wenn wir neue Gewohnheiten nicht verbissen mit Wut und Kraft anstreben, sondern gelassen mit Selbstvertrauen.
Die magischen 66 Tage
Nach Wendy Wood dauert es ca. 66 Tage, bis wir eine neue Gewohnheit verlässlich als Routine etabliert haben. Wendy Wood schreibt in ihrem Buch „Good Habits, Bad Habits – Gewohnheiten für immer verändern“, dass der innere Startschuss, die Bereitschaft, eine alte, schlechte Gewohnheit durch eine neue zu ersetzen, über den Erfolg einer Veränderung entscheidet. Jeder, der mit einem Sporttraining in der Praxis startet, weiß dies. Es ist hart. Gehen Sie dazu mit Ihrem „Gewohnheits-Ich“ in die Kommunikation. Denn diese ist die Herrscherin über Ihre Automatismen.
Praktisch bedeutet dies, dass Sie kein Junkfood einkaufen und auch Alkohol gar nicht erst im Haus haben. Stattdessen bereiten Sie sich Fingerfood mit schmackhaften Dips vor und investieren in bekömmliche Säfte oder Tees. Für Gespräche mit Partner:innen vereinbaren Sie feste Zeiten. Sie schalten in diesen Gesprächszeiten Laptop und Handy aus und konzentrieren sich uneingeschränkt auf Ihr Gegenüber.
Wenn Sie den Weg der Veränderung erst einmal eingeschlagen haben, passiert oft etwas Überraschendes, was Sie zum Staunen bringt. Sie erkennen, dass Sie Ihren Gewohnheiten und festen Strukturen nicht passiv ausgeliefert sind. Es entsteht eine neue positive Kraft.
Also, auf geht’s!
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