Na klar präsentieren wir online!
„Mutig sein und eigene Grenzen überschreiten,“ das möchte ich jedem ans Herz legen. Zugegeben, die Entscheidung für Online-Seminare und -Vorträge war zu Beginn der Coronakrise nicht so klar wie sie sich jetzt darstellt. Es war ein Prozess.
Anfang April 2020 fragte mich die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK), ob ich das Seminar „Gut in Szene gesetzt! Erfolgreich kommuniziert!“ im Sommersemester 2020 online starten könne. Dieses Seminar lebt von der Präsenz und bereitet die Teilnehmenden auf den eigenen Bühnenauftritt vor.
Empathie, Augenkontakt, Wirkung, Worte, Sprache, wertschätzendes Feedback, genau diese Attribute sind zusätzliche Stars, die die Teilnehmenden herauslassen sollen.
Geht so etwas im digitalen Raum? Wie kann ich Studenten, die sich zum größten Teil in diesem Seminar das erste Mal begegnen, online einen Rahmen bieten, in dem sie sich wohlfühlen? Kann ich online „Nähe“ herstellen? Was ist mit den Teilnehmern, die vielleicht etwas zurückhaltender sind? Wie verlässlich ist die Technik und wer führt mich in das System der Hochschule ein?
Ein bunter Strauß an Vorbehalten und dazu eine kritische Stimme meines „Inneren Teams“, die permanent Gegenwind machte und mahnte, von solchen Formaten die Finger zu lassen. Zum Glück zeigten sich auch mutige Player meines Teams, die mich anfeuerten: „Mach doch! Tolle neue Erfahrung, super Chance! Probieren statt zaudern.“
Und so hat es mich selber immer mehr gereizt, ein Präsenzformat so zu gestalten, dass es auch online tauglich ist. Was erleichternd war: die tolle Zusammenarbeit mit dem IT-Team der HBK, die Aufgeschlossenheit und auch Neugier der Studenten und deren gute technische Ausstattung.
Corona-Zeiten fordern uns Kommunikationstrainer heraus, neue Wege einzuschlagen und nach anfänglich vorsichtigen Tritten mutig voranzugehen. Das Drehbuch des Präsenzseminars habe ich umgeschrieben und die Gruppengröße in den einzelnen Gruppen wurde verringert, um einen wertschätzenden Raum bereitzustellen.
Das Sommersemester läuft bisher erstaunlich entspannt. Einmal ist die gesamte Vorlesung im Netz verschwunden. Kurze Aufregung: „Wo sind die Teilnehmer?“ Nach gut fünfzehn Minuten haben sich alle wieder im Seminarraum eingefunden.
Keep cool und es wird schon! „Scheiter heiter und mach dann vergnüglich weiter.“ Das betrifft auch uns Trainer. Besondere Zeiten erfordern eben besondere Lösungen. Und wer weiß, vielleicht bleibt „online“ auch nach Abklingen der Krise „das Format“. Ich bin bereit!