Glaubenssatz – verhindernder Bremser oder treibender Motivator
„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Wer hoch steigt, kann auch tief fallen. Im Leben ist nichts umsonst.“
Oder besser: „Je mehr ich wage, desto mehr kann ich gewinnen. Wer sich früh freut, hat länger was davon. Das bin ich mir wert, weil ich um meinen Eigenwert weiß.“
Kennen Sie solche oder ähnliche Sätze, die automatisch hochkommen, wenn Sie in bestimmten Lebenssituationen herausgefordert werden?
Die Dominanz von Glaubenssätzen
Glaubenssätze sind in uns selbst verankerte, meist unbewusste Sätze, an die wir Menschen glauben. Oft kennen wir unsere eigenen Glaubenssätze noch nicht einmal. Und wer jetzt ehrlich ist, wird feststellen, dass sie/ er sich mit den eigenen Glaubenssätzen auch noch nicht intensiv beschäftigt hat. Dann ist jetzt die richtige Zeit, einmal damit anzufangen.
Vielleicht haben Sie festgestellt, dass es Ihnen schwerfällt, bestimmte Ziele zu erreichen. Irgendetwas in Ihrem Inneren funktioniert als Bremse. Was genau ist das? Glaubenssätze lenken und leiten unser Denken und Handeln, ohne dass wir es merken. In positiver Weise wirken sie als hilfreiche innere Stimmen: „Du schaffst das“. Manchmal flüstern sie uns jedoch Botschaften zu, die als ein „Hemmschuh“ wirken.
Raffiniertes Bewertungssystem zum Schutz vor Schmerzen
Es gibt Hunderte Glaubenssätze, Meinungen und Überzeugungen in uns, die sehr individuell sind, denn sie basieren auf den Erfahrungen, die jeder einzelne von uns in unterschiedlichsten Lebenssituationen gemacht hat. Dieses persönliche Glaubenssystem ist nichts anderes als ein raffinierter Bewertungsprozess unseres Gehirns – eine Schutzfunktion. Denn aus früheren schmerzhaften Erfahrungen hat unser Gehirn Lehren gezogen.
Wann immer Sie nun in eine ähnliche, herausfordernde Situation kommen, meldet sich ein Glaubenssatz, bewertet die Situation und verhindert, dass Sie wieder eine Schmerzsituation erleiden.
Das ist ja einerseits sehr nett von Ihren Glaubenssätzen. Aber dadurch wird auch verhindert, dass Sie in Ihrem Leben neue Ziele erreichen oder aus Ihrer Komfortzone herausgelangen.
Glaubenssätze können uns motivieren und helfen, schnelle Entscheidungen zu treffen. Wie zum Beispiel. „Mit meiner Energie und Zuversicht ist mir bisher alles gelungen.“ Wenn Sie jetzt feststellen, dass Sie viele Motivatoren in sich tragen, dann gratuliere ich Ihnen. Weiter so!
Warum es gut ist, die eigenen Glaubenssätze zu kennen?
In vielen Fällen bremsen uns die Glaubenssätze allerdings. Die Folge ist, dass man sich dann sehr schwertut, in gewünschten Zielen voranzukommen. Nehmen wir einmal an, dass Sie aus gesundheitlichen Gründen mehr Sport machen möchten. Sie haben bereits Erfahrungen mit Sportprogrammen und die waren nicht wirklich schön. Ihr Gehirn weiß, dass Sport verbunden ist mit Anstrengung. Vielleicht auch mit Schmerz – Sie müssen sich quälen, über Grenzen gehen und bekommen vielleicht auch heftigen Muskelkater.
Nun setzt Ihr Schutzprogramm ein mit hilfreichen Glaubenssätzen: „Sport ist Mord. Das habe ich schon einmal probiert. Das bringt mir nichts.“
Sie werden vermutlich einen Bogen um Sport machen, auch wenn Ihnen Fachleute beweisen, dass Sport auf Dauer gut für Ihre Gesundheit ist.
Wenn wir häufig bestimmte Erfahrungen gemacht haben, dann entstehen Glaubenssätze, die uns in einer Überzeugung immer wieder bestätigen.
Wenn sich Erfahrungen häufen, werden sie zu Glaubenssätzen, die Gefühle und Überzeugungen transportieren.
Häufige Erfahrungen werden in Glaubenssätzen festgeschrieben
Im Training sind immer wieder Teilnehmer, die der festen Überzeugung sind, dass sie nicht vor anderen „Reden halten können“. Hier an dieser Stelle großer Applaus für alle diejenigen, die ihre Komfortzone verlassen und sich ihrer Angst stellen und weiterkommen möchten. Großer Respekt.
Wie kommen die Teilnehmer überhaupt zu dieser negativen Überzeugung? Meist sind es frühere Erfahrungen: Vielleicht lief es schlecht, wenn sie in der Schule ein Referat hielten oder gerade in der Pubertät auch leicht rot wurden. Wer kennt nicht das Gefühl, wenn die Augen der gesamten Klasse auf den Vortragenden gerichtet waren. Furchtbar! Wenn man dann noch stotterte und die anderen lachten, wurde die erste negative Erfahrung geboren. Wer man so etwas mehrmals erlebt, entsteht vielleicht der schmerzhafte Glaubenssatz: „Ich habe kein Talent, vor anderen zu sprechen.“
Ihr Gehirn möchte Ihnen nun weitere Schmerzen ersparen und mit obigem Glaubenssatz gelingt dies auch, denn Sie werden, wann immer es geht, öffentliche Auftritte meiden.
Bremser kennenlernen und eliminieren
Was können Sie tun? Zunächst müssen Sie Ihre negativen Glaubenssätze identifizieren. Entweder gehen Sie im Geist Situationen durch, in denen Ihre negativen Glaubenssätze Sie behindert haben. Schreiben Sie diese Glaubenssätze auf und analysieren Sie diese. Was ist die negative Erfahrung, die dahintersteht?
Wie häufig ist diese eingetreten? Welche Ziele konnten Sie durch diesen hemmenden Glaubenssatz nicht erreichen? Wie könnte Ihr Glaubenssatz positiv formuliert aussehen?
Die Beschäftigung mit Ihren negativen Glaubenssätzen hilft, sich neu zu orientieren, damit sich die alten Muster nicht immer wiederholen. Hilfreich hierbei sind auch Ansätze der Kommuikationspsychologie. Das Modell des Inneren Teams wurde vom Psychologen Friedemann Schulz von Thun entwickelt. Die unterschiedlichen Anteile Ihres Innenlebens können als Team dargestellt werden. Bei der Betrachtung Ihres Inneren Teams erkennen Sie eine Pluralität an Glaubenssätzen, die verhindert, dass Sie Ziele erreichen.
Indem Sie diese Muster erkennen, können Sie Blockaden und Manipulationen auflösen.
Nehmen Sie sich die Zeit und identifiziere Ihre negativen Glaubenssätze. Bestimmt bekommen Sie 10 recht schnell zusammen. Schreiben Sie diese auf und formulieren Sie um zu positiven Glaubenssätzen, die Sie nicht mehr behindern können, sondern stärken.