„Komfortzone verlassen!“ Was heißt das eigentlich?
Letzten Samstag habe ich es mir wieder einmal gegönnt, einen Relaxabend auf dem Sofa. Füße hoch, ein schönes Getränk und eine Tüte Chips. Ich traue es mich laut zu sagen: „Ich habe es genossen! Ich fühle mich auf meinem Sofa komfortabel.“
Das Fernsehen zeigte eine Dokumentation über Umweltaktivisten, die auf den Weltmeeren Plastikmüll abfischen, eine Debatte von engagierten Politikern verschiedenster Parteien über Möglichkeiten, Weihnachten trotz hoher Infektionszahlen im Familienkreis zu feiern, und dann einen Bericht über die Arbeitsbelastung von Pflegepersonal, Ärztinnen und Ärzten in Krankenhäusern und Altenheimen.
Warum soll ich mein Sofa verlassen?
Gleichzeitig bin ich voller Hochachtung für die Engagierten. Während ich mich auf dem Sofa sicher fühle, setzten sich in der Welt draußen viele Menschen auch für meine Belange ein.
Natürlich stelle ich mir die Frage, ob ich nicht angesichts diverser Herausforderungen in unserer Gesellschaft meine komfortable Zone verlassen müsste. Will ich das überhaupt? Und was muss ich dafür innerlich überwinden. Was macht es für mich schwer, Neues zu wagen? Wo sind meine persönlichen Grenzen?
In Zeitschriften, Zeitungen und Online-Portalen – von allen Seiten – ruft es zurzeit: „Auf, auf, verlasse deine Komfortzone! Werde schneller, besser und effektiver!“ Ein Weckruf, der mich aktivieren soll, neue Ziele zu erreichen. Weiterentwicklung finde ich per se gut. Gleichzeitig höre ich aber auch, dass das, was ich bisher geleistet habe, anscheinend nicht reicht und immer noch nicht genug ist.
Komfortzone ist wichtig und sorgt für Regeneration
Als „Komfortzone“ wird der Handlungs- und Lebensbereich einer Person bezeichnet, in dem diese sich wohlfühlt. Die Komfortzone ist uns vertraut. Hier kennen wir Orte, Personen und tägliche Handlungen. In unser Komfortzone können wir die Situation gut kontrollieren und das gibt uns ein Gefühl der Sicherheit. Hier sind wir frei von Anstrengung und Ängsten. Sicherlich ist es auch manchmal etwas bequem, hier zu verweilen.
Ich gehe noch einen Schritt weiter: Die Komfortzone ist sehr wichtig, denn hier findet Regeneration und Wiederherstellung von Energie statt. Ständige Grenzüberschreitungen außerhalb der Komfortzone sind anstrengend und können auslaugen.
Die Komfortzone zu verlassen erfordert große Überwindung
Die Komfortzone endet dort, wo eine Handlung Mut, Anstrengung und Überwindung erfordert. Das ist Personen abhängig und daher sehr individuell. Wer seine Komfortzone verlässt, empfindet Unsicherheit, erlebt Stress. Es können panikartige Gefühle auftreten mit der Angst, die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Es kann dazu führen, dass man sich wie gelähmt fühlt und handlungsunfähig wird.
Wo die Komfortzone endet, ist für jede Person individuell
Ist also die Forderung nach dem Verlassen der Komfortzone wirklich so einfach umzusetzen? Ist es überhaupt praktikabel, mal eben ein paar Schalter umzulegen?
Menschen sind verschieden. Erkenntnisse der Psychologie berücksichtigen ja gerade diesen Tatbestand. Daher fällt es dem einen leichter, die Komfortzone zu verlassen als dem anderen. Für den einen ist das Verlassen ein kleines Schrittchen. Für den anderen tun sich unüberwindbare Abgründe auf.
Gerne etwas anders machen – step by step
Was wir nicht wollen, ist, dass Menschen beim Verlassen ihrer sicheren Zone ins Trudeln und ins Stolpern geraten. Was wir wollen, ist, dass jeder mit Unterstützung den Weg geht, den er/ sie gehen kann.
Jemand, der ungern Vorträge hält, dies aber beruflich leisten muss, ist gezwungen, ihre/ seine Komfortzone zu verlassen. Das funktioniert besonders gut, wenn man dabei eng begleitet wird. Mit meinen Trainings unterstütze ich meine Kunden, die Bühne zu erklimmen. Jeder kann sich in ihrem/ seinem Tempo entwickeln: kein Schubsen, sondern step by step. Das Ziel ist es, am Ende mit Freude und Spaß zu präsentieren.
Ich möchte, dass meine Kunden beim Verlassen der Bühne sagen: „Super, mit diesem Wissen, gerne immer wieder!“