Warum gute Kommunikation ohne „aktives Zuhören“ nicht gelingt
Zwei harte Stunden hat die Sitzung gedauert und das Ergebnis ist unbefriedigend. Und das liegt nicht daran, dass alle Teilnehmer zu wenig kommuniziert haben. Eher im Gegengenteil. Es wurde viel gesprochen – nur eben nicht miteinander. Auch ich habe meine drei gelb markierten Punkte in der Sitzung platziert. Tor! Punkt an mich! Wirklich gehört wurden sie ebenso wenig wie auch weitere zehn Punkte meiner KollegenInnen.
Es wird viel geredet und wenig zugehört
Was ist passiert? Die Moderation hat nicht gegriffen, gruppendynamische Prozesse haben sich verselbstständig. Und das Allerwichtigste: Die Teilnehmer haben aneinander vorbeigeredet, haben nicht zugehört und somit nicht effektiv kommuniziert. Jeder wollte unbedingt noch die eigene Meinung im Plenum kundtun und somit die eigene Präsenz unterstreichen. Es wäre ja noch schöner, wenn man die Idee, an der man lange gebastelt hat, nicht aussprechen kann. Und genau diese „Denke“ ist der Tod eines jeden Austausches.
Erfolgreiche Kommunikation ist kein Zufall
Eine erfolgreiche Kommunikation ist kein Zufall, sondern ein bewusster Prozess. Wir kommunizieren den ganzen Tag mit anderen Menschen, doch wissen wir oft nichts über die Gesetzmäßigkeiten der Kommunikation. Wir glauben, dass wir intuitiv “gut“ kommunizieren. Aber stimmt das?
Dass dies mitnichten so ist, beweisen die vielen verunglückten Diskussionen, Debatten und auch Sitzungen. Im täglichen Leben begegnen sich die Menschen als gleichberechtigte Partner. Wenn wir den Gedanken der Gleichberechtigung auch in der Kommunikation ernst nehmen, dann wollen wir eben nicht, dass eine Person immer redet und die andere immer nur zuhört. Daher ist eine notwendige Grundvoraussetzung für gelingende, erfolgreiche Kommunikation das „Aktive Zuhören“.
Aktives Zuhören ist eine Grundvoraussetzung
Was bedeutet das überhaupt? „Unter aktivem Zuhören versteht man gemeinhin eine bestimmte Art, auf den anderen zu reagieren, indem ich ihm nicht antworte, um meinen ‘eigenen Senf’ zu dem Gesagten dazuzugeben, sondern um das, was ich von ihm verstanden und atmosphärisch erspürt habe, in meinen Worten prägnant wiederzugeben. Der Gedanke dahinter ist, dass sich der andere optimal verstanden weiß und das Gefühl hat, dass das, was er als Antwort erhält, seine eigenen Gedanken auf den Punkt bringt.“ (Schulz von Thun, Personalführungplus 1998)
Aktives Zuhören erfordert volle Konzentration
Wann sind Sie bewusst auf Ihren GesprächspartnerIn eingegangen? Häufig haben wir die Gabe des Zuhörens verlernt, denn das bedeutet auch, sich selber zurückzunehmen. Gute Kommunikation erfordert volle Konzentration auf den GesprächspartnerIn. Eine Anteilnahme an dem, was der GesprächspartnerIn sagt.
Das Einfühlungsvermögen auch auf non-verbale Kommunikationssignal, wie zum Beispiel auf Körpersprache, Gestik, Mimik, Sprechtempo, Lautstärke des Gegenübers zu achten. Die Unvoreingenommenheit, sich von (Vor-) Urteilen zu befreien und zu hören, was tatsächlich gesagt wird. Das Nachfragen, wie etwas gemeint ist.
Muss ich immer quatschen? Wenn alle in diesem Tempo weiter immer „reden“ wollen, wer wird dann noch „zuhören“? Kommunikation bedeutet auch Rücksichtnahme und Anerkennung der Ideen anderer, aufrichtig echte Neugierde zu zeigen, statt des Versuchs, den anderen von der eigenen Position zu überzeugen. Das Modell des vorlauten Verkäufers hat ausgedient.
Wirklich verstehen, warum der andere so tickt
Durch offenes, interessiertes Zuhören verbessert sich die Beziehung zum Gegenüber und es entwickelt sich Vertrauen. Die Gefahr von Missverständnissen verringert sich und der Gesprächspartner erfährt mehr Wertschätzung. Es ist ein Zeichen, dass man wirklich verstehen will, warum der andere so tickt, wie man es selber nicht tut.
Erst wenn wir die Kunst des „aktiven Zuhörens“ beherrschen, verlaufen Gespräche meistens leicht, angenehm und für alle Beteiligten konstruktiv.