Nähe auf Distanz ist eine Herausforderung
Eine wunderbare Winterlandschaft liegt direkt vor meinem Fenster. Still und leise, dafür kontinuierlich sind in den letzten Tagen 40 cm Schnee sanft heruntergerieselt. So viel hat es in Südniedersachsen seit Jahrzehnten nicht mehr geschneit. Wunderschöne Winterwelt, die dann gestern durch die Sonne am klaren blauen Himmel angestrahlt wurde. Die Idylle pur.
Die Technik steht. Eigentlich alles super. Oder?
Wie gut, dass zwangsbedingt Online-Seminar etabliert sind und ich ohne das Haus zu verlassen, Seminare und Coachings abhalten kann. Die Technik steht. Eigentlich alles super. Oder?
Was nagt dann in mir, was muss raus?
Ich sehne mich nach Nähe! Nach dem Lockdown nun auch noch der Flockdown. Ich habe einen Mangel. So ähnlich stelle ich mir auch eine Mangelernährung vor. Darunter versteht man die zu geringe Zufuhr von Nahrung oder Nahrungsbestandteilen, die der Körper zum Leben braucht.
Nähe ist eine lebensnotwendige Aminosäure
So empfinde ich es auch zurzeit. Mir fehlte Nähe als eine lebensnotwendige Aminosäure, die dafür verantwortlich ist, dass ich mein Potenzial nicht voll entfalten kann.
Seit fast einem Jahr leben wir Corona-bedingt mit reduzierten Kontakten. Und es ist kein Ende abzusehen, nehmen wir die Erkenntnisse der Virologen ernst, was ich tue. Ich verstehe Psychologen, die sich Sorgen um die Kinder und Jugendlichen machen, die in durch Kontaktmangel zu Gleichaltrigen Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Mich bewegt die Sorge um Ältere, deren kostbare Lebenszeit durch reduzierte Kontakte zu Kindern, Enkeln und Urenkeln einsam und freudlos ist.
Augenkontakt, Umarmungen, Berührungen oder ein zugewandtes Lächeln sind lebensnotwendig, sind essenziell, um das volle Potenzial zu entfalten. Zuwendung und Anteilnahme sind so wichtig wie die angeratenen 2 Liter Wasser täglich.
Nähe aus Distanz kostet Kraft
Auch Seminare der Persönlichkeitsentwicklung brauchen Nähe, ein kleines Lächeln, ein ermutigendes Wort. Und ganz besonders dann, wenn es ein Online-Seminar ist. Aus der Distanz, Nähe zu gestalten, ist physisch und psychisch anstrengend. Als Moderatorin muss ich in Online-Seminaren mit mehr Kraft und Einfühlungsvermögen den Nährboden für Nähe gestalten, damit Seminarteilnehmende sich online wohl- und gut aufgehoben fühlen.
Persönliche Seminare brauchen Nähe
Wenn eine Person im Seminar verbal etwas von sich gibt, dann öffnet sich diese Person und gibt etwas persönliche Einblicke in eine Seminarrunde hinein. Damit diese Person sich traut, diesen Schritt zu gehen, braucht sie einen wertschätzenden Rahmen, der sie diesen Weg gehen lässt. Der Seminarteilnehmende braucht dafür Nähe und das Gefühl, aufgefangen zu werden.
Trainiere ich „den ersten Eindruck“ oder „Sprachlos war gestern“, schauen wir als Erstes auf die Person im Mittelpunkt. Das sind Sie!
Sich zeigen, um besser zu werden
Was sind Ihre Werte, Traditionen, Lebenserfahrungen und auch Erkenntnisse? Wie wurden Sie sozialisiert? Was ist Ihnen wichtig? Was möchten Sie gerne ändern? Worauf sind Sie stolz? Was treibt Sie an? Was lähmt Sie?
Sie können Ihre Kommunikation nur verbessern, wenn Sie wissen, wo Ihre Stärken und Herausforderungen liegen. Um das herauszufinden, ist eine auf Nähe basierende Seminaratmosphäre essenziell.
Nähe geht auch online
Nach fast einem Jahr in Online-Seminaren sind die Erfahrungen sehr gut. Wir alle haben viel dazugelernt. Körpersprache, Blickkontakt und auch Zuwendung funktionieren auch online – am besten im 1:1 Coaching oder in kleineren Gruppen.
Es gibt eine Nähe aus der Distanz, die allerdings nicht so nah ist wie in der Präsenz. Somit bleibt der Wunsch nach realem Austausch, nach kleinen Berührungen, nach Raum für Emotionen. Das ist das langfristige Ziel.
Bis dahin machen wir weiter mit einer Nähe auf Distanz.