Profiler decken auf – charakteristische Muster im Kommunikationsverhalten
„Wer hat die junge Frau vor 20 Jahren bestialisch ermordet? Ein Fremder, ein verschmähter Liebhaber, oder war es gar ein Familiendrama? Welche ähnlich gelagerten Fälle hat es in der Region gegeben. Handelt es sich um einen Serientäter? Welches Profil und welche Besonderheiten weist der Täter/ die Täterin auf? Eine typische Situation aus Kriminalromanen. Mit den Methoden des Profiling kommt nun die Kripo den Mördern auf die Spur.
Profiler:innen umweht etwas Geheimnisvolles
Hört sich spannend an und genau das erwartet und verbindet man mit dem Begriff Profiling. Einige Krimiserien drehen sich um Profiler:innen, wie zum Beispiel Criminal Minds oder Mindhunterauf Netflix.
Fernsehjournalistin Ulrike Eichin (2003), Psychologin und Redakteurin beim ZDF: „Mit ‚Profiler’ verbinden Zuschauer, so glaube ich, etwas Geheimnisvolles und damit etwas ungeheuer ‚Spannendes’. Profiler verfügen über ganz besondere Fähigkeiten, eine mythische Aura umweht sie; sie sind die ‚Wunderwaffe’ der Polizei. Meistens geniale Querdenker, die zu Alleingängen neigen. Ihre Aufgabe ist es, sich in Serienkiller hineinzudenken, die Welt mit den Augen des Bösen zu sehen. Das fasziniert und ist gleichzeitig ein wenig gruselig – für Krimis ein Erfolgsrezept.“
Besonders in Erinnerung blieb mir der Profiler-Film „Das Schweigen der Lämmer“ des US-amerikanischen Autors Thomas Harris. Noch immer läuft mir ein Schauer über den Rücken, wenn ich an die FBI-Studentin Clarice Starling alias Jodie Foster denke, die den Serienmörder Jame Gumb alias Buffalo Bill sucht, findet und tötet.
Profiling hat sich als populärer Begriff etabliert
Doch was genau verbirgt sich hinter diesem etwas schwammigen Begriff?
Es geht um die Umrisse und die Beschreibung einer bislang unbekannten Person. Ziel ist es, mithilfe eines Profils ein charakteristisches Bild der unbekannten Person anzufertigen. Profiler durchforsten vorhandene Daten und Fakten auf der Suche nach zentralen Puzzleteilen. Dabei stoßen sie auf viele weitere verborgene Fragmente, die es ihnen erlauben, das Charakter-Puzzle fachmännisch zu vervollständigen und das Phantombild zum Leben zu erwecken.
Kommunikationsprofiler:innen machen nichts anderes. Ihr Tatort ist das Kommunikationsgeschehen. „Wer hat hier wen durch schlechte Kommunikation angegriffen und Beziehungen getötet?“
Kommunikationsprofiler:innen bringen Unsichtbares an die Oberfläche
Jede Kommunikation ist spannend und der Ausgang nicht immer vorhersehbar. Das liegt zum Teil an der Situation, zum größten Teil allerdings auch an der Persönlichkeit der Kommunizierenden. Nicht selten entgleitet die Kommunikation und wird emotionaler als beabsichtigt.
Ein/e Kommunikationsprofiler:in analysiert das Kommunikationsgeschehen, schaut hinter die Fassade und erkennt Muster. Ziel ist es der kommunizierenden Person mehr Klarheit zu geben, damit sie zukünftig in unterschiedlichen Kontexten auch klarer kommunizieren kann und Menschen berührt. Denn Kommunikation ist dann gelungen, wenn Botschaften – also das, was uns wichtig ist – die Empfänger erreichen.
Jeder von uns kann auf misslungene Kommunikationsevents zurückblicken. Oft bleiben diese zum Glück Einzelfälle. Falls nicht, lohnt es, das eigene Kommunikationsverhalten genauer anzuschauen. Ein/e Profiler:in versucht, sich aus zunächst wenig aufschlussreich wirkenden Beobachtungen eine Vorstellung von einer bestimmten Persönlichkeit zu machen, erkennt Muster und setzt einzelne Puzzleteile zum Profil zusammen. Die Psychologie der Kommunikation spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Kommunikationsprofiling lässt Sie nicht im Nebel zurück, sondern verhilft Ihnen zu mehr Klarheit. https://ausbildung.puncta.de
Weniger Profiling, mehr operative Fallanalyse beim BKA
Kleiner Exkurs: Interessanterweise gibt das Bundeskriminalamt dem Begriff „operative Fallanalyse (OFA)“ den Vorzug, auch wenn der Begriff Profiler ein Zugpferd ist:
„Der englische Begriff „Profiler“ ist zwar auch in Deutschland weit verbreitet; inhaltlich zutreffender ist jedoch der Begriff „Fallanalytiker“, da eine Profilerstellung ohne die zuvor durchgeführte Fallanalyse mit ihrem zentralen analytischen Prozess der Tatrekonstruktion unseriös wäre und sich die Analyse immer auf den gesamten Fall und eben nicht nur auf die vermuteten Persönlichkeitsmerkmale des unbekannten Täters bezieht. In ihren eigenen Reihen hat die deutsche Polizei seit 1999 gezielt damit begonnen, „Polizeiliche Fallanalytiker“ auszubilden.“ https://www.bka.de
„Angehende Profiler lernen, wie sie eine Fallanalyse klar strukturieren, sie lernen den Umgang mit relevanten Datenbanken und wie aus dem Tatverhalten logische Schlüsse auf Persönlichkeitsmerkmale des Täters abgeleitet werden, und sie absolvieren Praktika in Forensik.“ (Zeit Online, 9. 10. 2012)