Wer verständlich spricht, wird gehört
Seit einigen Tagen liegt mir der Blogbeitrag auf der Seele. Er will geschrieben werden. Mir hat es allerdings die Sprache verschlagen. Gefangen zwischen dem Anspruch des permanenten Ausstoßes intelligenter Kommunikationsinhalte und anderseits den vielen Herausforderungen, die unsere Welt derzeit zu bewältigen hat. Einige Menschen sind nach der Hochwasserkatastrophe mit dem Wiederaufbau Ihrer Existenzen beschäftigt. Von den vielen Bränden und sichtbaren Auswirkungen des Klimawandels ganz zu schweigen. Andere versuchen ihr Heimatland zu verlassen, da sie dort um Ihr Leben fürchten müssen. Und dazu schwebt weltweit über allem die Corona Pandemie, die die Lebensfreude dämpft, die Stimmung drückt und mit einer Dunstglocke überzieht.
Wie banal erscheint es in diesen Momenten, weiterhin auf die Wichtigkeit einer guten Kommunikation zu verweisen. Andererseits spielen sowohl bei der Hochwasserkatastrophe und auch der Lage in Afghanistan vermeintlich schlechte Kommunikation und ein missglückter kommunikativer Austausch unterschiedlichster Institutionen eine wesentliche Rolle.
Wie reden wir miteinander?
Wie kann Kommunikation so verbessert werden, dass mehr Verständlichkeit erreicht wird? Dass auch das, was gemeint ist, klar und verständlich in Worte gefasst wird. Sonst muss ein:e Empfänger:in entscheiden, wie die Nachricht zu deuten ist. Und genau das birgt große Unsicherheit.
Zwischenmenschliche Kommunikation ist kompliziert, da ein:e Empfänger:in freie Wahl hat, wie sie/ er eine Nachricht hören möchte. Ein:e Sender:in hat darauf keinen Einfluss. Mit einer Nachricht teilt ein:e Sender:in viele Botschaften gleichzeitig mit, sodass jede Nachricht ein Paket von Mitteilungen ist.
Eine Nachricht enthält viele Botschaften
Schulz von Thun entwickelte das Kommunikationsquadrat als ein Modell, um diese Botschaften klarer ordnen zu können und so mehr Klarheit in die Kommunikation zu bringen. Sendet schon der Redende ein Paket von Botschaften, so verkompliziert sich an dieser Stelle die gesamte Kommunikation noch dadurch, dass es nun beim Empfänger:in liegt, wie sie/ er mit einer Nachricht umgeht, auf welche Schlüsselreize sie/ er Wert legt, wie sie/ er die Nachricht decodiert. Diese freie Auswahl kann zu Störungen führen. Eine Nachricht wird mit den Sinnen aufgenommen, mit Bedeutungsgehalt versehen und darauf mit bestimmten Gefühlen reagiert.
Weg vom Wischiwaschi hin zur klaren Botschaft
Ist sich ein:e Sender:in über die Komplexität der Botschaft bewusst ist, wird sie/ er genauer den Gehalt der Botschaft prüfen. Das Ziel ist die klare Aussage.
Bei vielen Empfängerinnen und Empfängern ist ein Ohr besonders intensiv ausgeprägt. Bei mir war dies jahrzehntelang das Sachohr. Kein Wunder, denn mein Heimatgebiet war jahrelang die Kommunikation über wissenschaftliche, also eher sachliche Themen. Damit reihe ich mich ein in eine eher Männer dominierte Welt, denn jene lieben es, sich auf die „Sachseite“ zu stürzen, da sie sich hier sicherer fühlen. Wer nur die sachlichen Inhalte einer Botschaft heraushört, verpasst wichtige zwischenmenschliche Töne.
Ein gutes Navi für die Riffe der Kommunikation
Picke ich nur den sachlichen Inhalt einer Botschaft heraus, werde ich emotionale Notlagen nicht rechtzeitig erkennen und diese auch nicht in meinem Handeln berücksichtigen. Sachlich ist vielleicht noch keine Gefahr im Verzug, aber die Intuition des Senders und emotionale Schwingungen deuten bereits darauf hin.
Und genau an diesem Punkt wird Kommunikation zu einem Abenteuer, dessen Ausgang fast immer ungewiss ist. Es gilt diese Riffe zu erkennen und zu umschiffen.
Wer sich herausgefordert fühlt und den echten Willen verspürt, in seiner Kommunikation zu wachsen, dem eröffnen sich mit Anwendung des Kommunikationsquadrates erstaunliche Einblicke. Ein:e Sender:in sollte immer prüfen: „Habe ich das, was ich sagen will, auch deutlich zum Ausdruck gebracht? Oder habe ich etwas Bestimmtes gemeint, aber nicht gesagt und somit der Deutungshoheit einer Empfängerin eines Empfängers überlassen?“
Je deutlicher und klarer Sie artikulieren, was geschehen soll, desto hilfreicher kann gehandelt werden.